Wie fängt man richtig an?
Jede Kundalini Yoga Übung hat drei Ebenen:
- Asana, die Körperhaltung
- Pranayama, die Atemführung
- Dhyan, die Meditation
1. Asana, die Körperhaltung
Es gibt im Kundalini Yoga ungefähr 50 Basishaltungen, von denen tausende Haltungen und Bewegungen abgeleitet werden. Alle bekannten Haltungen des Yoga wie Pflug, Dreieck, Kobra, Bogen, Brücke usw. sind dabei. Extreme Dehnübungen sowie Kopfstand kommen im Kundalini Yoga nicht vor. Neben einer korrekten, konzentrierten Ausführung der Übungen und einer allmählichen Steigerung der Flexibilität geht es im Kundalini Yoga vor allem um eine natürliche und lebendige Dynamik des Körpers und um ein waches Körperbewusstsein.
2. Pranayama, die Atemführung
Wie wir atmen, hat auf einer sehr fundamentalen Ebene mit unserer Lebenskraft und unserem Lebensgefühl zu tun. Deshalb wird das richtige und intensive Atmen so wichtig genommen im Kundalini Yoga Unterricht. Viele Menschen spüren die große Veränderung, wenn sie ihren unvollständigen und oberflächlichen Atem korrigieren.
Oder wenn sie das sogenannte „paradoxe Atmen“ umstellen: schätzungsweise 40% aller Menschen zieht (unbewusst) beim Einatmen den Bauch ein und macht damit das eigene Zwerchfell unbeweglich, anstatt den Bauch nach vorne zu drücken und dem Zwerchfell Raum zu lassen zum Einatmen.
Die zwei wichtigsten Atemformen im Kundalini Yoga sind langer tiefer Atem und Feueratem.
Langer und tiefer Atem – tiefes Atmen – tiefe Erfahrung
Bei Kleinkindern und Menschen aus Naturvölkern ist er noch zu finden: ein langer und tiefer Atem. Diese natürliche Atemweise ist ansonsten selten geworden. Beobachten wir unseren normalen Atem, werden wir feststellen, dass er wohl eher flach und oberflächlich ist: Ausdruck eines zivilisierten, unruhigen Lebens.
Zu flaches Atmen führt zu einer Einschränkung unserer Fähigkeit zu fühlen und lebendig zu sein. Je weniger man tief in sich hineinatmet, umso weniger gibt man seinem Körper und seinen Organen die nötige Lebensenergie und wird unsensibler im Hinblick auf seinen Körper, Wirbelsäule, Blutdruck usw. Von den psychischen Auswirkungen mal abgesehen.
Im Yoga ist die Beachtung des Atems unverzichtbar. Hier wird durch die Nase geatmet, so weit es nicht anders erklärt wird.
Wir praktizieren die Übungen mit langem, tiefem Atem oder anderen Atemtechniken, so dass wir entspannen und ruhig und gelassen werden. Auf der anderen Seite führen die Übungen selbst von ganz allein zu langem, tiefem Atem.
Langer tiefer Atem wird so langsam und so tief ausgeführt, wie die Übung es erlaubt. Kurz erklärt, funktioniert ein Einatmen ungefähr so:
- Drücke deinen Bauch ruhig und langsam nach vorne, so dass das Zwerchfell Raum hat, sich nach unten zu bewegen, um Luft anzusaugen.
- Weite (mit den Zwischenrippenmuskeln) den Brustkorb, indem du die Rippen anhebst.
- Hebe Brustbein und Schlüsselbeine etwas (mit den Hilfsatemmuskeln von Nacken und Schultergelenken).
Das Ausatmen wird am Besten oben durch Entspannen der Hilfsatemmuskeln angefangen, dann werden die Rippen und schließlich wird der Bauch gut eingezogen.
Probiere einmal durch das linke Nasenloch zu atmen (halte dabei das rechte Nasenloch mit dem Daumen oder Zeigefinger zu und sitze in einer aufrechten entspannten Haltung) und atme lang und tief durch das linke Nasenloch ein und aus.
Es regt die rechte Gehirnhälfte an, welche u.a. für Ruhe und Entspannung (kühlende Mondenergie) steht. Es ist auch eine sehr effektive Atemübung, wenn man zu Bluthochdruck neigt.
Oder atme nur durch das rechte Nasenloch, welches Dich wacher und lebendiger werden lässt (aktivierende Sonnenenergie).
Der Feueratem – Das Feuer des Lebens entfachen
Feueratem ist eine kräftige und schnelle Art des Atems, ähnlich einer Blasebalgatmung, nur mit dem Bauch und dem Zwerchfell. Diese Atemtechnik reinigt das Blut und kräftigt das Energiesystem des Körpers. Es ist auch eine gute Technik, wenn Du müde bist und schnell neue Energie brauchst – statt einer Tasse Kaffee ;-).
Ausführung
Sitze mit gerader Wirbelsäule, ziehe das Kinn ein wenig ein, damit die Nackenwirbelsäule gerade ist und halte eine Hand auf dem Bauch, direkt unterhalb des Bauchnabels.
Atme ein, fühle die Wölbung des Bauches und atme nahezu ruckartig aus und ziehe den Bauch dabei an. Die Einatmung erfolgt dann automatisch.
Anfangs kann die Feueratmung ruhig langsam gemacht werden. Später, wenn es gut funktioniert, dann ungefähr 2 Mal pro Sekunde. Bitte achte darauf, beim Feueratem nicht in „paradoxes“ Atmen zu verfallen. Auch die Kopfhaltung muss berücksichtigt werden (das Kinn leicht angezogen), damit kein Druckgefühl im Kopf entsteht.
Etwas Übung ist erforderlich, zumal, wenn diese Art der Atmung mit den Yogaübungen verbunden wird. Feueratem macht sehr viel Spaß und facht das Lebensfeuer an. Deswegen mache es immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
3. Dhyan, die Meditation
Den Fluss der Gedanken beruhigen
Die Gedanken werden oft mit den Wellen des Meeres verglichen. Sie treiben uns Menschen umher. Eine Gedankenwelle folgt auf die andere. Ihr ununterbrochener Strom hindert uns daran, zur Ruhe zu kommen und uns selbst intensiver wahrzunehmen. Erst wenn das Spiel der Wellen sich beruhigt, wird es möglich, tiefer auf den Grund unseres eigenen Selbst herabzuschauen.
Um dies zu erreichen, konzentriere Dich beim Yoga und auch während der Übungen auf den Atem. Bestimmte Atemtechniken werden mit bestimmten Übungsabläufen verbunden, um die Flut der Gedanken zu kanalisieren und zu beruhigen.
Eine weitere Methode der Gedankenkontrolle besteht in der Verbindung mit dem Atem, Übung und Mantra. Das Mantra, welches beim Kundalini Yoga am häufigsten verwendet wird, ist:
Sat Nam (die wahre Identität)
Mit dem Einatmen denke „Sat“ oder „Ssaaaat“ und mit dem Ausatmen „Nam“ oder „Nnaaaam“. Durch diese rhythmische Wiederholung werden die Gedanken beruhigt und somit kann sich auch innere Ruhe einstellen und keine weiteren störenden Gedanken einschleichen.
„Sat“ bedeutet Wahrheit, „Nam“ bedeutet Identität. „Sat Nam“ erinnert Dich daran, wer Du wirklich bist.
Kobra
Rad
Streckung des Lebensnervs